Usability ist nicht das i-Tüpfelchen am Ende der Software Entwicklung – es ist der Ausgangspunkt aller Entwicklungsprozesse.
Der Beginn des Projektes, die Analyse
Warum sollte gleich zu Beginn eine Nutzungskontextanalyse durchgeführt werden? Die Aufgaben der Anwender werden hierdurch fixiert, wodurch die Aufgabenangemessenheit der Software gewährleistet wird. Wenn der Kontext (die Nutzungssituation und die Umgebung) des Softwareeinsatzes bekannt ist, können Gestaltung und Funktion direkt auf die technischen und physikalischen Gegebenheiten angepasst werden. Use Cases sind dann bekannt und können durch Systemanforderungen abgebildet werden. Unnötige Systemanforderungen können damit erst gar nicht entstehen.
Die Konzeptionsphase
Es ist sehr wichtig, dass die Anwender gleich zu Beginn in die Analyse und die Konzeptionsphase miteinbezogen werden. Warum? Es spart Zeit! Die Konzeptionsentwicklung unter Einbeziehung der Anwender sowie die darauffolgenden Tests bedeuten zwar zu Beginn etwas mehr Aufwand, aber insgesamt weniger, als die nachträgliche Überarbeitung der Software. Denn wenn erst im Nachhinein festgestellt wird, dass die Aufgaben, die die Anwender mit der Software erledigen sollten, nicht intuitiv lösbar sind, die Oberflächenelemente falsch platziert oder sogar unnötige Funktionen vorhanden sind bzw. wichtige fehlen, dann muss viel Zeit in die Überarbeitung der Konzeption oder sogar der Software investiert werden. Wenn diese Projektzeit gespart wird, ist dies gespartes Projektbudget.
Oftmals treten Missverständnisse zwischen Kunde und Auftragnehmer bei der Erklärung des interaktiven Ablaufs des Nutzungskonzeptes auf. Das bedeutet im Klartext, dass beide aneinander vorbei reden und das häufig trotz Unterstützung durch Screenshots eines Grafikers. Warum ist das so? Jeder hat eine unterschiedliche Vorstellung des Ablaufs in seinem Kopf. Deshalb ist es umso wichtiger, diesen Ablauf allen Beteiligten eines Projektes offen zu legen. Langwierige Diskussionen (meistens auch noch in Telefonkonferenzen) können natürlich zu einem Konsens führen. Einfacher ist es diesen interaktiven Ablauf visuell darzustellen.
Genau dafür sind klickbare Prototypen gemacht. Im Grunde sind das nicht mehr, als eine Reihe von Wireframes, die miteinander verbunden worden sind. Umso schneller ist auch ein Ergebnis erstellt, das keinerlei Missverständnisse bezüglich der Interaktionen mehr aufkommen lassen kann. Vorbereitungszeit und Entscheidungsfindung anhand eines Interaktionskonzeptes sind im Ergebnis zeitsparender, als lange Diskussionen über die Art und Weise des Konzeptablaufs, der nur verbal beschrieben wurde.
Usability Tests können früh Interaktionen aufzeigen, die nicht aufgabenbezogen sind. Z. B. können mit Rapid Prototyping schnell bessere Lösungswege für einen Interaktionsablauf entwickelt werden. Unnötige Elemente und Interaktionen werden eliminiert. Fehlende Funktionen werden frühzeitig identifiziert. In kurzer Zeit wird das Interface optimiert und dem Nutzerkontext angepasst.
Die Entwicklungsphase
Usability begleitende Software-Entwicklung nimmt den Entwicklern die Last, sich selbst Gedanken über das User Interface machen zu müssen. Styleguides geben Entwicklern einen Leitfaden, wie sie die Elemente des Interfaces anordnen sollen, welche Begrifflichkeiten benutzt werden sollten und wie Interaktionen umgesetzt werden müssen. Falls doch noch Fragen zur Umsetzung des Interfaces auftreten, können diese schnell durch Einbeziehung des Usability Experten noch während deren Entwicklung gelöst werden. Die Software bleibt somit konsistent in ihrem Verhalten und damit erwartungskonform für den Anwender.
Das Testen der Software
Die in der Analysephase identifizierten Use Cases werden für die Testphase der Software verwendet. Hiermit können strukturierte Tests für das Interface definiert und ausgeführt werden. Die Fehlertoleranz der Software im Hinblick auf Nutzungsfehler wird durch das stete Testen erhöht.
Fazit
Die Einbeziehung von Usability-Prozessen in den gesamten Projektablauf spart Zeit und damit auch Geld. Es erhöht die Qualität der Software und die Akzeptanz beim Anwender. Ein zufriedener Anwender und positives Feedback ist immer eine gute Referenz für den Auftragnehmer sowie auch für den Kunden.