Dieser Beitrag erscheint im Rahmen der Blogparade zur PM Welt 2017: “Klassisch, agil oder egal: Ist ein guter Projektleiter mit jeder Methode erfolgreich?“
Selten war ich so hin und her gerissen, wie bei der Suche nach der Antwort auf diese Frage. Je mehr ich über ein Ja nachdachte, so öfter hatte ich Erinnerungen an Erlebnisse, die genau das Gegenteil bedeuteten. Auch bei einem Nein kamen mir sofort unzählige Beispiele in den Sinn, die eindeutig mit Ja zu beantworten sind. Ich wollte mich aber nicht damit abfinden, dass die Antwort lautet: “it depends”.
Dann kam ich zu dem Punkt, an dem ich mich selber fragte: Sind die Soft-Skills (ein Teil der Persönlichkeit) eines Projektleiters nicht auch ein Bestandteil seines individuellen Methodenkoffers?
Ich denke ja. Wer Persönlichkeit hat, geht mit sozialer Kompetenz und methodisch vor!
Methode vs. Soft-Skill?
Der große Unterschied zwischen Methode und Soft-Skill liegt wohl an der Möglichkeit diese zu erlernen und im Alltag anzuwenden. Sehr viele Methoden werden in unzähligen Seminaren angepriesen und am Ende bekommt man sogar ein Zertifikat. Bei den Soft-Skills wird es schon schwerer, diese zu erlernen. Der Führungsstil ist ein typisches Beispiel dafür – hier hängt es vornehmlich am Charakter und dem Talent. Auch Kommunikationsfähigkeit, Entscheidungsfreude, Empathie oder lösungsorientiertes Denken sind schwerer zu erlernen, als Risiko- oder Änderungsmanagement.
Viele Projektleiter sind erfolgreich, wenden aber nur eine Methode an. Sie folgen Ihrem Erfolgsrezept und “ziehen ihr Ding durch”. Der Erfolg kommt dann daher, dass Methode und Persönlichkeit zum Projekt passt und sie instinktiv immer die gleiche Art von Projekt leiten. Damit komme ich zum eigentlichen Punkt: Die Herausforderung komplexer Projekte. Diese sind vielfältig und variabel in allen Dimensionen. Damit haben sie per se die Eigenschaft, dass man mit einem Schema F nicht erfolgreich zum Ziel kommen kann.
Dazu passend komme ich unweigerlich zur Frage in der Überschrift der Blogparade zurück: Ein heute noch aktueller Streit über die Vor- und Nachteile von klassischem und agilem Projektvorgehen (inklusive der dabei notwendigen Methoden und Persönlichkeiten) zeigt das eigentliche Dilemma. Es geht nicht darum, welche Methode richtig oder falsch ist, welcher Soft-Skill relevant oder unwichtig ist. Es geht um die richtige und angemessene Kombination im jeweiligen Kontext.
Worauf kommt es an?
Bei der akquinet konnte ich über die Vielzahl an Projekten für verschiedene Kunden aus unterschiedlichen Branchen ein spezielles hybrides Projektvorgehen entwickeln. Den vermeintlichen Widerspruch von klassisch und agil sahen wir als eine Chance. Die Agilen Festpreisprojekte sind eine individuell passende Kombination aus agilen und klassischen Ansätzen, um die Ziele des Kunden optimal zu erreichen. Das betrifft sowohl Methoden als auch Management-Kompetenzen.
Der “Werkzeugkoffer” (an Methoden und Soft-Skills) muss ausgewogen variabel gefüllt sein. Der Projektleiter muss die Erfahrung und Fähigkeit haben, situativ zu entscheiden, wann welches Werkzeug in welcher Dosis notwendig und hilfreich ist und wann nicht.
- ein selbstkritisches und ständiges Hinterfragen, was ich kann und was nicht und vor allem, wie ich noch besser werden kann
- viel Neugierde und Unvoreingenommenheit, um sich durch das fortwährende Ausprobieren von neuen Methoden und Führungsstilen weiterzuentwickeln.
Fazit
Ein guter Projektleiter muss eine Menge an Soft-Skills mitbringen – muss sich dann aber auch jede Menge Methoden aneignen, um seinen “Koffer” zu befüllen. Für den Erfolg entscheidend ist dann allerdings seine Fähigkeit, wie ein Komponist die Methoden und Soft-Skills für den Kunden und das jeweilige Projekte passend zu kombinieren. Das macht die Persönlichkeit eines Projektleiters aus.
Tassilo Kubitz
Lieber Herr Kubitz, vielen Dank für diesen tollen Beitrag zu unserer Blogparade. Sie sprechen mir aus dem Herzen. 🙂
Herzliche Grüße
Petra Berleb