Um eine Anwendung möglichst optimal zu gestalten, ist es wichtig, Nutzer bei dem Umgang mit dieser Anwendung zu beobachten. Das gestaltet sich jedoch als schwierig, da ein Nutzer bei der Interaktion mit einer Anwendung viele Denk- und Handlungsschritte gleichzeitig ausführt. Ein automatisiertes Aufnehmen des Nutzers hilft dabei, den Integrationsprozess zu verstehen: Durch Eye-Tracking können seine Maus- und Blickbewegungen dokumentiert werden. Es sind Fixationen und Scanpaths der Nutzerblicke, die bei Softwareanwendungen als auch bei anderen Oberflächen und Umgebungen eine schnellere Benutzbarkeitsbewertung dieser ermöglichen. Dadurch ist die gezielte Steigerung der Benutzerfreundlichkeit von Anwendungen und die Optimierung der Arbeitsplatzgestaltung im Industriebereich über Blickbewegungsanalysen effizienter umsetzbar.

Werden die Bereiche, die mir wichtig sind, vom Nutzer bevorzugt oder überhaupt wahrgenommen?
Wie effektiv führt das Interaktionsdesign die Nutzer durch die entsprechenden Aufgaben?
Welchen Inhalt nehmen die Nutzer wahr und wie intensiv ist der Lesefluss?
Das sind Fragen, die in kürzerer Zeit genau beantwortet werden können und dabei nicht nur Aufwandskosten einsparen. Es können nicht nur Antworten ermittelt werden, die den Nutzungskontext der Anwendung betreffen. Egal ob es sich um eine SAP-Anwendung, ein SharePoint Portal oder eine Individualanwendung handelt – die Auswertung von Blickbewegungen ermöglicht eine effektive Qualitätsverbesserung. Durch den Eye-Tracker werden Nutzerprobleme schneller aufgezeigt als durch ein herkömmliches Analyseverfahren und es können Designempfehlungen abgeleitet und auch aus unterschiedlichen Perspektiven bewertet werden.
Bei dem Eye-Tracker von Pupil Labs UG handelt es sich um ein mobiles Gerät, das dynamische Aufnahmen ermöglicht. Dies hat die Vorteile, dass nicht nur Desktopanwendungen überprüft werden können, sondern auch Smartphones, Tablets und alle anderen Anwendungen oder Schnittstellen, die es zu optimieren gilt. Aufwändige Usability-Labore mit statisch installiertem Equipment gehören dementsprechend der Vergangenheit an. Dazu ist das Design des Trackers so konzipiert, dass das Brillengestell bequem über einen längeren Zeitraum getragen werden kann und dabei auch ganze Arbeitsschritte im Raum aufnimmt.

Für einen besseren Einblick in einen Eye-Tracking Ablauf, folgt hier eine kleine Szenariobeschreibung
Eine neue App für die mobilen Geräte eines Unternehmens soll auf ihre Benutzerfreundlichkeit getestet werden. Sie schafft für Mitarbeiter einen mobilen und erleichterten Zugang ins Intranet. Michael, der Product Owner, möchte herausfinden lassen, ob jeder Mitarbeiter die App effizient und ohne langwierige Erklärungen nutzen kann. Um diese Frage zu klären, entschließt er sich für den Analyse über ein Eye-Tracking. Er wählt drei langjährige und zwei erst kürzlich ins Unternehmen eingetretene Mitarbeiter aus, die als Probanden fungieren sollen und beauftragt Martin, den externen Versuchsleiter, für die Organisation und Durchführung des Tests.
Martin weist die Probanden nacheinander in die auszuführende Aufgabe ein. Nachdem alle Unklarheiten beseitigt worden sind, kommt der Eye-Tracker zum Einsatz. Hat die Testperson das Gerät bequem aufgesetzt, wird es optimal und in Perfektion auf das Auge des entsprechenden Probanden eingestellt.
Der nächste Schritt ist die Kalibrierung auf die gewünschte Distanz. Hier also der Abstand der Augen zum Smartphone. Martin wird dem Probanden nun nacheinander Marker zeigen, die wie Zielscheiben aussehen. Der Proband hat nichts weiter zu tun, als diese Marker zu fixieren.
Nach der erfolgreichen Kalibrierung, beginnt die Blickbewegungsaufzeichnung. Der Proband kann ganz ungezwungen und sich frei bewegend die ihm gestellten Aufgaben abarbeiten oder einfach nur die App erkunden. Wurde alles erforscht und eine kleine Nachbefragung ausgeführt, kann der nächste Proband seine Blicke verfolgen lassen.
Zwei Tage später wird von Martin die Auswertung an Michael übermittelt. Anhand der Fixationen und den Blickbewegungen kann Martin ihm nun die Frage beantworten, ob die Bedienung der App selbsterklärend ist oder nicht. Er kann durch die Analyse ebenfalls auswerten, ob dies auch für neue Mitarbeiter der Fall ist. Die Aussagen über die Benutzerfreundlichkeit der App kann durch das Eye-Tracking in hoher Detailgenauigkeit erfolgen, sodass wichtige Fragen erklärt werden konnten, wie:
- Wurden wichtige Informationen bezüglich der Unternehmenskommunikation gefunden?
- Sind News und Mitteilungen auch über die App schnell erreichbar?
- Ist die Navigationsstruktur verständlich und kann sich der Nutzer in der App orientieren?
Die Videoaufzeichnungen geben Michael noch einmal die Highlights aus dem Eye-Tracking wieder. Die Optimierung der App konnte über die von Martin genannten Quick Wins schnell umgesetzt werden. Die Akzeptanz der App bei den Mitarbeitern wurde gesichert und sie waren Teil des Optimierungsprozesses.
Der Eye-Tracker konnte innovativ und ohne großen Aufwand offene und wichtige Fragen beantworten. Es konnte eine qualitativ hochwertige Designempfehlung ausgesprochen werden, die von neuen Erkenntnissen und unterschiedlichen Perspektiven geprägt ist. Hinzu kommt, dass die Entscheidungen, die aus der Eye-Tracking Analyse abgeleitet wurden, auf empirisch geprüften Fakten basieren und nicht von der persönlichen Gefühlslage beeinflusst sind.
Für weitere Informationen zum Thema Eye-Tracking im Unternehmensumfeld sowie in der Industrie steht das AKQUINET UX-Team gerne bereit: ux@akquinet.de.
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