Unsere fünf Design Principles (Designprinzipien) sind Richtungsweiser in unserer Entwicklung. Sie sorgen dafür, dass die Nutzer*innen im Fokus bleiben. In diesem Beitrag geht es um genau diese Design Prinzipien und und warum genau diese gewählt wurden.
Die DesignPrinzipien
Die Designprinzipen stellen Qualitätsmerkmale für unsere Software dar. Dabei sind die Merkmale nicht nur für die UI vorgesehen, sondern können auch für nicht sichtbare Entwicklungen zurate gezogen werden, wie z.B. die Beschreibung von Schnittstellen. Die Designprinzipien dienen als Leitplanken, um besser Entscheidungen treffen zu können, die Qualität unserer Projekte zu steigern und das tägliche Arbeiten zu erleichtern. Es sind keine verbindlichen Normen.
Klarheit (Clarity)
Unser Design ist verständlich (leicht zu erfassen) und dabei nicht aufdringlich. Wir fokussieren uns auf die wichtigen Elemente. Wir ermöglichen es den Nutzer*innen ihre relevanten Aufgaben schnell zu erledigen.
Nutzen (Value)
Unser Design konzentriert sich auf den Mehrwert, den wir zusammen mit den Kund*innen schaffen. Wir konzipieren mittels nutzerzentriertem Design für den täglichen Gebrauch.
Zusammenarbeit (Collaboration)
Für eine gemeinsame Lösung arbeiten wir in interdisziplinären Teams und eng mit unseren Kund*innen, den Nutzer*innen und anderen Stakeholdern zusammen. Dabei lassen wir unterschiedliche Erfahrungen und Kompetenzen in unsere Arbeit einfließen.
Begeisterung (Enthusiasm)
Unsere Anwendungen motivieren und überzeugen durch sehr gute User Experience. Unsere Nutzer*innen arbeiten gerne mit unseren Anwendungen.
Vertrauen (Trust)
Unsere Nutzer*innen fühlen sich im Umgang mit unseren Anwendungen sicher. Wir gewinnen das Vertrauen unserer Nutzer*innen durch Stabilität, Sicherheit und Einhaltung von Richtlinien.
Beispiele
Was meinen wir denn nun genau damit?
Klarheit (Clarity)
- Ein Hilfe-Button wird nicht integriert, da die Anwender diesen nicht benötigen
- Wir achten darauf, dass wir nicht unnötig viel Energie in fancy Animationen beim Öffnen eines DropDowns verwenden, wenn das Dropdown nur Mittel zum Zweck ist und der Bildschirm nicht mit unnötigen Informationen davon ablenken soll
Nutzen (Value)
- Der Nutzer braucht eine Übersicht über Geräte, die sich in verschiedenen Räumen aufhalten. Der Kunde denkt jedoch in Einteilung der Räume und nicht in Gerätestandorte. Demnach bezieht sich die Anwendung auf die Räume, in denen die Geräte stehen und nicht auf die Geräte selbst.
- Bei Kunden, bei dem der Angebotspreis entscheidend ist, fokussieren wir uns nicht auf die Oberfläche, die von einer (Admin-)Person genutzt wird, sondern auf den Teil der Anwendung, der am häufigsten in Gebrauch ist
- Es wird sich erst auf das Designs des MVPs konzentriert, bevor der nächste Umfang im Form eines MMPs konzipiert wird
Zusammenarbeit (Collaboration)
- Das Design der Anwendung erfolgt nicht im stillen Kämmerlein, sodass nur fertige Konzepte präsentiert werden. Auch Zwischenstände und kleinere Bausteine werden mit allen zur Verfügung stehenden Stakeholden alle 14 Tage präsentiert und gemeinsam optimiert
- Um für die Integration der neuen Anforderung kreative Ideen zu erzielen, wird ein Design Studio mit dem PO, Entwickler, Endnutzer und Designern veranstaltet
Begeisterung (Enthusiasm)
- Der Nutzer kann einfach Dokumente per Drag und Drop hochladen, was viele Klicks erspart und auch noch Spaß macht
- Das Dashboard lässt sich leicht nach den persönlichen Vorlieben anpassen
Vertrauen (Trust)
- Die Liste, die personenbezogene Daten enthält, wird nur von den Leuten eingesehen, die die entsprechende Berechtigung haben
- Die Farbgebung der UI ist barrierefrei, da Menschen mit Rot-Grün-Schwäche mit dieser UI arbeiten müssen
Wie kam es zu den neuen Designprinzipien?
Bei einem Projekt für unsere Webseite bin ich vor gut einem Jahr auf unsere Designprinzipien in der akquinet tech@spree gestoßen. Ich muss zugeben, dass ich sie vorher nicht kannte. Daher habe ich eine interne Umfrage gestartet: „Wer kennt die Design Principles? Helfen sie euch bzw. beachtet ihr sie in eurer Arbeit?“ Die Ergebnisse zeigten deutlich: Die Designprinzipien wurden intern nicht gelebt. Sie waren zwar existent, aber veraltet, zum Teil nicht bekannt und wegen umständlicher Formulierungen schwer zu erfassen. Also habe ich mit interessierten Kolleg*innen beschlossen: das sollten wir ändern!
Wie sind wir vorgegangen?
Die Designprinzipien als Ergebnis sind sehr kurz: nur fünf Begriffe in Deutsch und Englisch und jeweils kurze Erläuterungen dazu. Doch der Prozess bis zu diesen Prinzipien war intensiv. Teilweise haben wir über jedes Wort diskutiert. Zuerst haben wir uns im Team die alten Prinzipien angeschaut, ein wenig recherchiert und uns dann gefragt: Wollen wir die bestehenden überarbeiten oder von der grünen Wiese aus neu anfangen? Weil wir so frei und unbelastet vorgehen wollten, kam dann nur die grüne Wiese in Frage. Wir haben Remote-Boards mit Vorschlägen erstellt, sie diskutiert und geclustert. Über Umfragen und Diskussionen mit Kolleg*innen außerhalb des OKR-Kreises haben wir uns Feedback eingeholt und die Prinzipien immer weiter konzentriert, bis schließlich nur noch fünf Begriffe übrig waren. Wir hatten sie im ersten Wurf nur auf Englisch erarbeitet, dann aber, auch für die Verwendung in der externen Kommunikation und gegenüber unseren Kund*innen, ins Deutsche übersetzt.
Entstehung einzelner Prinzipien
- Klarheit (Clarity)
Beim ersten Prinzip der „Klarheit“ haben wir überlegt, ob und wie hier das häufig verwendete Prinzip der „Einfachheit“ mit einfließt. In vielen Foren wurde dazu oft angemerkt, dass „Einfachheit“ zu unkonkret sei und das Wort zudem im Prinzip der „Klarheit“ mit enthalten sei. Im Kopf entsteht beim Wort „Klarheit“ ein deutlicheres Bild als bei „Einfachheit“. Im Beschreibungstext haben wir uns daher für eine zusätzliche Begriffserklärung (in Klammern) entschieden, um das Wort „verständlich“ zu erklären.
Eine hilfreiche Seite war z.B. diese hier: https://modus.medium.com/five-tips-on-how-to-write-good-design-principles-8629d26595b3 - Zusammenarbeit (Collaboration)
Der Begriff der Collaboration war ziemlich schnell gefunden, da uns das allen sehr am Herzen lag. Hier liegt die Herausforderung oft in der Umsetzung, denn es ist nicht leicht, immer Kund*innen, Nutzer*innen und weitere Stakeholdern für das Projekt zu gewinnen und mit ihnen zusammenzuarbeiten.
- Begeisterung (Enthusiasm)
Bei der Ausformulierung haben wir überlegt, ob wir tatsächlich schreiben wollen, dass unsere Produkte durch „sehr gute User Experience“ überzeugen. Haben uns aber dafür entschieden, denn das ist ja unser Ziel: wir wollen natürlich mehr als nur gute UX erreichen.
- Vertrauen (Trust)
Dieser Punkt zielt nicht nur auf das „gefühlte“ Vertrauen beim User durch gute UX. Es schließt auch die Einhaltung entsprechender Richtlinien ein, seien es solche zur Barrierefreiheit, ISO-Normen oder Normen für Medizinprodukte. Darüber hinaus beinhaltet dies auch die technologische Sicherheit des Produktes (z.B. Lastgerüst), soweit wir es beeinflussen können.
Zu guter Letzt ist hier auch gemeint, dass wir, wenn wie mehrere ähnliche Produkte als Familie entwickeln, den Usern immer eine möglichst identische UX bieten, sodass sie das Vertrauen in die Produkte leichter entwickeln kann: durch eine leicht verständliche und durchgängig einheitliche Bedienbarkeit. - Nutzen (Value)
Nutzen ist doch klar! Wenn das nicht drin wäre, nutzt ja alles nichts.
Anhand dieser Designprinzipien richten wir nicht nur unsere alltägliche Arbeit aus. Wir prüfen und bewerten anhand der Prinzipien auch unsere abgeschlossenen Projekte. Außerdem beschäftigen wir uns auch damit, die Prinzipien selbst zu hinterfragen. Wenn einige Prinzipien in Projekten nur wenig Beachtung finden oder schwer umsetzbar sind, prüfen und überarbeiten wie sie gegebenenfalls. Denn keines der Prinzipien ist „in Stein gemeißelt“, sondern hat nur Bestand, wenn es uns und damit den Kund*innen und Anwender*innen auch tatsächlich weiterhilft.